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Iraks Christen greifen zu den Waffen


Mit der Dwech Nauscha stellen sich christliche Iraker erstmals mit einer eigenen Miliz den IS-Kämpfern entgegen. 

Doch wie stark ist diese Freiwilligenarmee? In kakifarbenen Uniformen streifen bewaffnete Männer durch die Wüstenlandschaft des Flachlands um Ninive im Nordosten des Irak. Sie bewachen den Ort Scharafija, den kurdische Peschmerga-Soldaten erst vor kurzem den Dschihadisten vom Islamischen Staat (IS) entrissen haben.

Doch die Bewaffneten sind keine Kurden. Die Aufnäher an ihren Armen zeigen eine Flagge, auf der blau-weiss-rote Streifen ein X bilden, in der Mitte ein blauer Stern mit einem goldfarbenen Punkt. Die Flagge weist die Kämpfer als Assyrer aus, als Angehörige der christlichen Minderheit des Irak.

Erste gemeinsame christliche Miliz

Seit der Invasion der US-Armee im Irak im Jahr 2003 sind im Irak zahlreiche Milizen entstanden. Sie formierten sich meist entlang religiöser Grenzen, als Stammes-Milizen oder als kriminelle Organisationen. Keine dieser Milizen war exklusiv christlich.

Im Angesicht der drohenden Auslöschung des christlichen Erbes im Irak hat sich dies geändert. Mit der Miliz Dwech Nauscha - aramäisch für «künftige Märtyrer» - stellen sich die Christen erstmals mit einer eigenen Miliz den IS-Kämpfern entgegen.

Noch 400'000 Christen übrig

Im Irak schwelt seit Jahren ein Kampf von Sunniten, Kurden und Schiiten um Einflusssphären und Vorherrschaft - die Christen kämpfen um ihre Existenz. Von den bis zu anderthalb Millionen Christen, die vor 2003 im Irak lebten, sind nur noch 400'000 im Land. Der Exodus verschärfte sich seit dem Vormarsch des radikalsunnitischen IS. Dabei gehören die assyrischen Christen, die ihre Gottesdienste meist wie zu Zeiten Jesu Christi in der Sprache der Aramäer feiern, zu den ältesten Christengemeinschaften überhaupt.

«Wir sind klein in der Zahl, aber gross in unserem Glauben», sagt der Assyrer-Kommandant Odischo, der früher für die irakische Armee kämpfte. Gerade einmal hundert Mann ist Dwech Nauscha stark. Es könnten mehr werden.

Nach Angaben der grössten Christenpartei im Irak, der Assyrischen Demokratischen Bewegung, haben sich rund 2000 Männer freiwillig für den Kampf gegen den IS gemeldet. Doch fehlt es an Waffen und Ausbildung.

Schwierige Allianz

Auf der Suche nach Rat haben Gesandte der Miliz Samir Gaega aufgesucht, den langjährigen Chef der grössten Christen-Miliz im libanesischen Bürgerkrieg der Jahre 1975 bis 1990. Seine Bewegung sei bereit, «jede Entscheidung der Christen im Irak zu unterstützen», sagt Gaega, Chef der Libanesischen Kräfte (FL). Im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien kämpfen bereits viele Christen an der Seite der syrischen Kurdenbewegung YPG. Eine ähnliche Allianz im Irak ist aber schwierig.

In der Stadt Al-Kosch, nördlich von Scharafija, sind die IS-Kämpfer nie angekommen. Dennoch sind fast alle Einwohner aus der mehrheitlich christlichen Stadt geflohen. In der örtlichen Parteizentrale der Assyrer-Partei kauern bewaffnete Christen auf dem Boden, trinken Tee und schimpfen über die kurdischen Peschmerga-Kämpfer.

Von Kurden enttäuscht

Die Männer erzählen, dass die Peschmerga in der Nacht zum 7. August plötzlich vor den vorrückenden IS-Kämpfern geflohen sein. «Sie sind verschwunden, ohne jemandem Bescheid zu sagen», sagt einer der Männer, Athra Kado. «Zwei Tage vorher haben sie uns noch gesagt, wir bräuchten keine Waffen, sie würden uns beschützen», klagt einer seiner Kameraden. Ein anderer sagt: «Die Kurden haben uns nicht beschützt, die irakische Regierung hat uns nicht beschützt.»

Mit internationaler Unterstützung sind die Peschmerga wieder auf dem Vormarsch. Sie sind auch nach Al-Kosch zurückgekommen und sichern die Eingänge zur Stadt. Doch nun patrouillieren hier auch Tag und Nacht etwa hundert bewaffnete Christen. Sollten die Kurden wieder plötzlich abrücken, so weiss Athra Kado: «Wir werden bleiben».

Quelle: http://www.20min.ch/ausland/news/story/Iraks-Christen-greifen-zu-den-Waffen-29619248



 

Geschrieben von: HSA am 06.10.2014

 

 

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